NEU – Anne Bendel, Im Erfahrungsraum des Archivs. Hans Mayer: Ein Nachlass auf Widerruf

Klappentext:

Das Archiv ist lückenhaft. Irgendwo zwischen Utopie und Heterotopie verortet, ist es ein Ort, der kaum greifbar ist. Ein kafkaesker Ort, in den man Eintritt erlangen, den man jedoch noch nie in seiner Gänze (er-)fassen kann. Wenn das Archiv ein Ort ist, an dem wir zwar Erfahrungen machen können, diese jedoch aufgrund verschiedener Einschränkungen begrenzt sind, gibt es dann einen Ort, der diese Lücken zu schließen versucht? Diese Studie schlägt vor, die Literatur als mögliche Gegen-Erfahrung zum Archiv zu begreifen. Die Archiverfahrung und die These der Literatur als Gegen-Erfahrung werden dabei in den Kontext der Beschäftigung mit dem Nachlass des Literaturwissenschaftlers und Schriftstellers Hans Mayer (1907-2001) eingebettet. Dabei stellt sich die Frage: Ist das Archiv der geeignetste Ort, um Erinnerung am Leben zu erhalten? Oder ist die Literatur der Ort, der die Lücken des Archivs zu schließen vermag? Mit Bezug auf Hans Mayer ist eine Fragestellung zentral: Ist Hans Mayers Nachlass, dessen Leben seit der Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft im Jahr 1938 im Zeichen des Widerrufs stand und dessen Nachlass vom Einsturz des historischen Archivs Köln im Frühjahr 2009 betroffen war, ein Nachlass auf Widerruf?

Unsere Redaktion hat mit Anne Bendel über ihr kürzlich in der machiavelli edition in Köln erschienenes Buch über die Archivarbeit und Hans Mayer gesprochen:

Frau Bendel, Sie arbeiten als freischaffende Archivarin, Sie haben gerade im Verlag machiavelli edition in Köln ein Buch über Hans Mayer veröffentlicht: „Im Erfahrungsraum des Archivs. Hans Mayer: Ein Nachlass auf Widerruf“. Was ist das Besondere an einem Archiv und wieso verknüpfen Sie das Archiv so eng mit dem Werk von Hans Mayer?

Zunächst halte ich das Archiv für etwas sehr Dynamisches. Es ist nicht der Ort, der die Vergangenheit entschlüsselt oder an dem wir Antworten finden, sondern ein Ort von vielen. Zudem ist das Archiv stets in Veränderung, auch wenn wir manchmal glauben, dass es etwas Abgeschlossenes wäre. Das Archiv hat für mich etwas sehr Zukünftiges, weil wir durch die Öffnung oder Schließung von Archiven (z.B. durch Sperrfristen) Wege in die Zukunft möglich oder unmöglich machen – zumindest für eine bestimmte Zeit. Das Archiv erlaubt einen doch sehr spezifischen, etwas überspitzt gesagt, vielleicht sogar beengten Blick auf Vergangenes. Das hat auch rechtliche Gründe, auf die ich hier im Detail aber nicht eingehen will. Lassen Sie mich dies kurz am Beispiel Hans Mayer ausführen. Im Fall Hans Mayer haben wir Dokumente, die es eigentlich nie hätte geben dürfen – aus der Zeit der Observation durch die Staatssicherheit der ehemaligen DDR.   
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Anne Bendel
Im Erfahrungsraum des Archivs.
Hans Mayer. Ein Nachlass auf Widerruf
Köln, machiavelli edition 2023
343 S. – € 29.00 [D]
ISBN 9-783949-89805-1

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